Hund beim trinken
01.08.2023Lesedauer: 5 Min.

Giardien beim Hund

Häufig unbemerkte Parasiten

Giardien gehören zu den häufigsten Auslösern von Störungen des Magen-Darm-Traktes bei Hunden. Die mikroskopisch kleinen Parasiten sind wahre Überlebenskünstler, die den Darm besiedeln und dort die Verdauungsvorgänge der betroffenen Vierbeiner stören. Vor allem junge oder immunschwache Tiere leiden häufig unter den Folgen eines Befalls.

Was sind Giardien? 

Giardien sind geißeltragende Darmparasiten. Die sogenannten Einzeller zählen wie Band- und Spulwürmer zu den Endoparasiten, die sich im Inneren ihres Wirtes ausbreiten. Infiziert sich ein Hund mit Giardien, wird von einer Giardiose gesprochen. Diese Schmierinfektion verursacht bei betroffenen Vierbeinern mehr oder weniger ausgeprägte Durchfälle.


Entwicklungszyklus der Giardien 

Unter dem Mikroskop sehen die 0,02 × 0,01 Millimeter großen Giardien wie kleine Ungeheuer aus. Ihre Bauchseite funktioniert wie eine Saugscheibe, mit dieser setzen sie sich an der Oberfläche der Epithelzellen des Dünn- und Dickdarms fest. Sie nehmen den Darminhalt ihres Wirtes auf und ernähren sich davon.

Giardien vermehren sich durch Längsteilung. Geraten sie durch die Motorik des Darmes an dessen Endabschnitt, droht ihnen die Austrocknung durch die Ausscheidung mit dem Kot. Um diesem Risiko zu begegnen, besitzen sie die Fähigkeit, eine Zyste mit einer schützenden Wand auszubilden. So „gepanzert“ gelangen sie mit dem Kot ins Freie und können dort unter optimalen Bedingungen bis zu drei Monate überdauern – und andere Tiere infizieren.

 


Ansteckung mit Giardien 

Eine Infektion mit Giardien erfolgt durch die orale Aufnahme der Zysten aus der Umwelt. Oft ist kontaminiertes Wasser, etwa aus Pfützen, selten auch aus ungereinigten Trink- oder Futternäpfen die „Wurzel des Übels“. Bei vielen Tieren bleibt eine Giardieninfektion völlig unbemerkt. Die Lästlinge verharren dabei im Körper, ohne Probleme zu bereiten. Erst wenn die Gelegenheit günstig ist, etwa bei einer Schwächung des Immunsystems, Stress, Futterumstellung oder anderen Darmerkrankungen, vermehren sie sich sprunghaft und es kommt zu einer Erkrankung.


Welche Symptome hat ein Hund bei einer Giardieninfektion? 

Leitsymptom ist anhaltender Durchfall. Der Kot ist dabei oft schleimig-blutig und von wässriger bis breiiger Konsistenz. Neben Durchfall kann auch Erbrechen auftreten. Als Zeichen einer beeinträchtigten Futterverwertung und insbesondere bei chronischen Verläufen magern die betroffenen Tiere ab, ihr Allgemeinbefinden ist beeinträchtigt. Bei langem Befall leiden auch Haut und Haarkleid der Tiere. Bei einem Großteil der Vierbeiner bleibt ein schwacher Befall symptomlos. Auch wenn diese keine Anzeichen einer Erkrankung zeigen, scheiden sie die Erreger jedoch aus und sorgen so dafür, dass sich Giardien in der Hundepopulation etablieren können.

Giardien Hund

Wie erkennen Sie, dass Ihr Hund Giardien hat? 

Der Nachweis von Giardien erfolgt bei Ihrem Tierarzt und zwar auf zwei verschiedenen Wegen im Kot der Tiere. Ein Schnelltest weist Giardien mittels „Schlüssel-Schloss-Prinzip“ nach: Er enthält Antikörper, die wie ein Schlüssel auf spezifische Proteine auf der Oberfläche der Giardien passen. Sollten die Proteine der Giardien im Kot enthalten sein, werden diese mittels Schlüssel-Schloss-Prinzip gebunden. Durch eine chemische Reaktion wird diese Bindung dann farblich kenntlich gemacht und die Giardien sind „entlarvt“.


Behandlung von Giardien beim Hund 

Giardien lassen sich grundsätzlich gut behandeln, auch wenn die Therapie oft langwierig ist und es nicht mit einer einfachen Wurmkur getan ist.. Giardien werden in der Regel mit dem Wirkstoff Fenbendazol bekämpft. Um ausreichend wirksam zu sein, ist dabei eine mehrtägige Behandlung, in der Regel über 5 Tage, nötig. Die Dosierung des Arzneimittels erfolgt entsprechend Körpergewicht des Vierbeiners. Nach fünf Tagen Pause erhält das Tier nochmal an fünf aufeinander folgenden Tagen Fenbendazol.


Vorsorge bei Hunden 

Die Behandlung erkrankter Tiere allein reicht nicht aus, um das „Giardienproblem“ zu beseitigen. Hygiene ist darüber hinaus der wesentliche Aspekt in der Therapie, denn Giardien lieben im wahrsten Sinne des Wortes schlechte Hygiene! Unter mangelhaften Hygienebedingungen und bei feucht-warmem Klima fühlen sie sich besonders wohl. Um (Neu-) Infektionen mit Giardien aus der Umwelt zu vermeiden, ist es ratsam, einige Hygienemaßnahmen zu berücksichtigen.


Wie gefährlich sind Giardien für den Menschen? 

Die Giardiose zählt zu den Zoonosen, einer auf den Menschen übertragbaren Krankheit, deren Ausbruch sich ebenfalls in einer Durchfallerkrankung manifestiert. Auch wenn das Risiko für eine Infektion des Menschen eher gering ist, gibt es tatsächlich Giardien-Genotypen, die sowohl Hund und Katze als auch den Menschen infizieren können. Studien zeigen allerdings, dass infizierte Hunde in erster Linie nur Giardien ausscheiden, die für Hunde gefährlich sind und Katzen größtenteils solche von Katzen-Genotyp. Zoonotische Giardien-Typen sind nur sehr selten im Hunde- und Katzenkot zu finden. Trotzdem gilt es, bei einem Befall Vorsicht walten zu lassen!

Dr. Katrin Busch-Kschiewan ist Tierärztin mit Schwerpunkt Tierernährung und unterstützt die Mitarbeitenden von DAS FUTTERHAUS in der hausinternen Akademie mit umfassenden Schulungs- und Weiterbildungsangeboten.

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