Zwei Frösche im Teich
16.03.2023Lesedauer: 3 Min.

Interview: Der ökologische Mehrwert eines Gartenteichs

Mehr als ein kreatives Gestaltungselement

Ein Teich im Garten wirkt gleichermaßen belebend wie beruhigend. Wasser ist Leben und zieht Leben an. Erfahren Sie in unserem Interview mit DAS FUTTERHAUS-Tierbeauftragter Dominik Niemeier mehr über den ökologischen Mehrwert eines Gartenteichs.

Welchen Nutzen hat ein Gartenteich?

Einen Gartenteich anzulegen, macht nicht nur Freude und schafft eine Oase der Ruhe. Das Ökosystem Gartenteich bietet auch der Tierwelt viele Vorteile. Er ist in den meisten Fällen eine gute Tränke und Badestelle für Vögel. Die Wertigkeit für Amphibien ist unterschiedlich. Nicht jeder Gartenteich ist ein naturnaher Teich. Die Tiefenzonen, die Bepflanzung und der Fischbesatz nehmen starken Einfluss darauf, ob sich Frösche, Kröten oder Molche ansiedeln können.


Hat die Gestaltung des Teichs Einfluss auf die Tierarten, die sich im und am Gewässer ansiedeln?

Auf jeden Fall. Amphibien benötigen flache Gewässer, gern in vollsonniger Lage und mit ausreichendem Pflanzenbewuchs. Diese Aspekte sind in einem Fischteich nicht förderlich. Auch die Tiefe des Teichs spielt eine wichtige Rolle. Ein Fischteich benötigt für eine sichere Überwinterung seiner Bewohner eine Tiefe von mindestens 80 cm. Nur so lässt sich ein Durchfrieren im Winter verhindern. Dazu sollte der Teich halbschattig angelegt sein. Fische im Gartenteich sind für unsere heimischen Amphibien oftmals ein Problem – nicht nur, weil sie die Amphibien als Nahrung nutzen, sondern weil sie zumeist die Kleinstlebewesen im Gartenteich so stark dezimieren, dass für die Amphibien nicht ausreichend Nahrung übrig bleibt. Zudem fressen Goldfische und Koi mit Vorliebe die kleinen Larven der Molche und Frösche.


Hat ein reiner Fischteich einen ökologischen Wert?

Viele größere Wasserinsekten wie Taumel- und Schwimmkäfer oder Großlibellenlarven überleben auch in Gesellschaft von Fischen. Zudem sind viele kleine, heimische Biotopfische wie Bitterlinge, Moderlieschen oder Stichlinge selbst gefährdete Tierarten, denen im ausgewogenen Fischteich ein Alternativhabitat geboten werden kann. Mit etwas Glück locken diese vermehrungsfreudigen Arten auch den seltenen Eisvogel in den heimischen Garten. Ein ausgewogener, gut geplanter Fischteich kann folglich einen hohen ökologischen Mehrwert bieten.

Blaue Libelle am Teich

Wie sieht ein „ausgewogener" Fischteich aus?

Im Idealfall handelt es sich um eine Kombination aus einem klassischen Fischteich und einem Naturteich. Genau genommen um zwei miteinander verbundene Systeme in einem Wasserkreislauf. Angelegt wird ein klar strukturierter Fischteich, in dem etwa wunderschöne Koi, Goldfische oder die heimischen Biotopfische ein Zuhause finden. Direkt neben dem Fischteich und für die Tiere nicht erreichbar, wird ein „Filterteich“ mit flachem Wasserstand und vielen Pflanzen gebaut – gern in sonniger Lage.

Das nährstoffreiche Wasser aus dem Fischteich wird in den Filterteich gepumpt und läuft über einen Überlauf langsam, gesäubert und geklärt in den Fischteich. So wird für klares Teichwasser im Fischteich gesorgt. Gleichzeitig wird hier Insekten, Amphibien, Kleinsäugern und Vögeln ein idealer Rückzugsbereich geboten.


Welche Bedeutung hat die Gestaltung des restlichen Gartens auf das Ökosystem Teich?

Wer die heimische Tierwelt unterstützen möchte, sollte sein Augenmerk auch auf das Umfeld seiner kleinen Oase richten. Viele Amphibien sind nur temporär an das Medium Wasser gebunden. Sie leben und überwintern in der näheren Umgebung des Teichs und freuen sich über Ecken mit Totholz. Dieses bietet übrigens auch Igeln im Winter einen Unterschlupf. Heimische Pflanzen und Gehölze, die mit ihrem Beeren- und Fruchtreichtum vielen Vögeln Futter bieten, sorgen für Wohlbefinden und Sicherheit. So lässt sich ein Garten in ein wahres Tierparadies verwandeln, in dem es viel zu entdecken und zu beobachten gibt.


Bewachsener Teich mit Koi Karpfen

Muss ich den Bau eines Gartenteichs auf meinem eigenen Grundstück behördlich genehmigen lassen?

Das hängt vom jeweiligen Bundesland und zudem unter anderem von Größe und Tiefes des geplantes Privatgewässers ab. Es ist auf jeden Fall ratsam, sich im Vorwege bei der zuständigen Baubehörde nach den jeweils geltenden Auflagen und einer eventuell erforderlichen Baugenehmigung zu erkundigen. Kleine Gartenteiche, die ein Wasservolumen von sieben Kubikmetern nicht überschreiten, bedürfen in der Regel keiner Genehmigung.


Nicht jeder hat Platz für einen Teich. Haben kleine Gartenbrunnen, mit Wasser gefüllte Gefäße oder Dekoschalen einen ökologischen Nutzen?

Sie sind auf jeden Fall besser als nichts. Unsere Sommer werden wärmer und trockener, Vögel und andere Tiere finden besonders im urbanen Raum immer weniger Wasser. Einer der Gründe ist die zunehmende Flächenversiegelung, die sowohl den ländlichen Bereich als auch das städtische Umfeld betrifft. Dies sorgt in der Konsequenz dafür, dass es immer weniger temporäre oder dauerhafte Wasserstellen für Insekten, Vögel, Kleinsäuger und viele weitere Tiere gibt. Wo möglich, sollten wir versuchen, verschiedene Wasserstellen anzubieten.

Dominik Niemeier ist Tierbeauftragter von DAS FUTTERHAUS und Aquarianer mit Leidenschaft: Seit vielen Jahren gibt er sein Wissen rund um das nasse Element weiter, hält Vorträge und schreibt Fachartikel für Aquaristikzeitschriften. Sein persönliches Steckenpferd sind Schlangenkopffische.

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