Zu viel des Guten
Ungewöhnlich ist es, wenn eine Samtpfote sich täglich mehr als vier Stunden mit der Fellpflege beschäftigt.
Lässt sie sich während ihrer Reinigungsaktion durch nichts und niemanden ablenken? Reagiert sie auf keines der ihr bekannten Signale und sind sogar Lieblingsspielzeug oder Leckerli völlig uninteressant? Wenn ja, dann sollten Sie unbedingt einmal genauer hinsehen! Gar nicht so einfach, denn betroffene Tiere üben ihren Putzzwang oft im Verborgenen oder nachts aus, so dass der Mensch davon nichts oder nur wenig mitbekommt und erst aufmerksam wird, wenn die ersten Veränderungen an Haut und Fell sichtbar werden.
Organisch oder Psychisch?
Zeigen sich Fellveränderungen, wie kahle Flecken oder Stellen mit brüchigem Haar bis hin zu wundgeleckten Stellen, gilt es schnellstmöglich die Ursache für den übermäßigen Putzwahn zu ergründen. Der erste Gang führt dabei zum Tierarzt: Eventuell leidet die Katze unter einem unangenehmen Juckreiz. Dieser kann unter anderem durch einen Parasiten- oder Pilzbefall, eine allergische Reaktion oder sogar eine schmerzhafte, innere Krankheit ausgelöst werden. Beim sogenannten "Overgrooming", der absolut übertriebenen Fellpflege, sind organische Gründe ausgeschlossen.
Mentale Unterstützung für die Katz'
Wichtig ist es, die Ursache für das - auch für das Tier - belastende Verhalten zu finden und im Sinne der Katze abzustellen. Erste Hilfe für Katzen, die unter Overgrooming leiden: Die oberflächige Behandlung beschädigter Hautpartien. Ein auf Verhaltensmedizin spezialisierter Tierarzt kann einschätzen, ob das übermäßige Putzverhalten wieder abtrainiert werden kann. Eventuelle Stressauslöser müssen identifiziert und abgestellt werden, um die Katze wieder ins seelische Gleichgewicht zu bringen. In einigen Fällen ist die Gabe von unterstützenden Medikamenten sinnvoll.
Häufige Stress-Auslöser bei Katzen können sein:
- Ein neuer Mitbewohner im Haushalt (Zweibeiner oder Vierbeiner)
- Der Verlust eines Tieres oder Menschen
- Veränderungen der Wohnsituation (schon neue Möbel können Stress auslösen, etwa wenn das Lieblings-Möbelstück plötzlich verschwunden ist)
- Mangelnde Rückzugs- und Ruhemöglichkeiten
- Langeweile
Die Behandlung einer Katze mit Overgrooming braucht viel Geduld und liebevolles Einfühlungsvermögen. Manchmal können jedoch schon kleine Veränderungen im Umgang mit dem Tier helfen, die Situation zu entschärfen. Dann stehen die Chancen gut, dass sich die Katze wieder erholt und ganz "die Alte" wird.